Hintergrund

Der "große Ansturm" ist vorbei. Es sind keine Turnhallen mehr mit notleidenden Menschen belegt. Niemand muss im Winter frieren, weil er oder sie keine ausreichende Kleidung hat.
Die "Flüchtlingskrise" scheint also erfolgreich überstanden zu sein. Wenn man die Medienlandschaft verfolgt, könnte man zu diesem Eindruck kommen, da das Thema längst von aktuelleren Geschehnissen verdrängt worden ist.
Wir vom "Netzwerk Integration Königswinter" haben da eine etwas andere Sichtweise: Ja, es gab eine Krise im Jahre 2015. Eine Versorgungskrise, um genau zu sein. Innerhalb weniger Monate kamen Hunderttausende Menschen auf ihrer Flucht nach Deutschland und es war eine große Aufgabe, sie alle unterzubringen und mit dem Notwendigsten zum Leben zu versorgen. Dank des Engagements sehr vieler Freiwilliger sowie großer Anstrengungen der Stadt Königswinter ist diese Aufgabe bei uns weitgehend bewältigt worden.


Doch  es  ist noch sehr viel Arbeit zu erledigen. Denn jetzt gilt es, die zu uns geflohenen Menschen mit Sprachkursen zu versorgen, weil die Sprache  nun mal die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Integration in eine Gesellschaft ist und bleibt. Aber damit endet Integration nicht, sondern sie beginnt gerade erst.

Diejenigen, die als Asylbewerber, Flüchtling oder subsidiär Geschüzter annerkannt werden, brauchen eine Wohnung und sie brauchen einen Ausbildungs- oder einen Arbeitsplatz. Außerdem brauchen sie Hilfe im Umgang mit unseren Behörden und unseren Erwartungen an sie.

Und alle, die ihre Heimat verlassen mussten und damit auch aus ihrem sozialen und oftmals auch familiären Umfeld gerissen wurden, brauchen menschlichen Anschluss.
Doch wenn genügend Menschen bereit sind, unseren neuen Mitbürgern bei der Bewältigung dieser Aufgaben zu helfen, können wir aus der "Flüchtlingskrise" eine "Chance durch Migration" machen. Unsere Bevölkerung überaltert. Unsere Wirtschaft boomt, aber sie findet nicht mehr genügend Arbeitnehmer. So blieben laut des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) alleine im letzten Quartal des Jahres 2017 ca. 1,2 Millionen Arbeitsplätze unbesetzt, weil es nicht mehr genug Bewerber gab. Die große Anzahl junger Menschen, die zu uns geflohen sind, kann also auch eine große Chance für uns sein. So wie unser Bedarf an Arbeitskräften auch eine große Chance für die Geflüchteten darstellt. Doch um diese Chancen zu nutzen, braucht es auch weiterhin viele Freiwillige, die bereit sind sich mit ihrer Zeit, ihren Fähigkeiten und ihrer Menschlichkeit in der Flüchtlingsarbeit einzubringen.

 

Viele NIK-Mitglieder engagieren sich bereits seit Längerem in der ehrenamtlichen Betreuung und Begleitung unserer neuen Nachbarn. Diese Arbeit soll auch zukünftig in Kooperation mit unserer Partnerorganisation Flüchtlingshilfe Königswinter/Bonn/Rhein-Sieg fortgesetzt werden. Damit versteht sich NIK als Teil der offenen Willkommenskultur in unserer Stadt. Darüber hinaus fungiert der Verein als Träger der Internationalen Begegnungsstätte in Oberpleis, Dollendorferstr. 34, „NIK-Haus“.

Wir wollen Raum für vielfältige Begegnung und konkrete Integrationsaktivitäten bieten. Die Angebote des NIK-Hauses richten sich an alle hier lebenden Flüchtlinge und ehrenamtlich tätigen HelferInnen sowie Organisationen und Initiativen, die die Räumlichkeiten für ihre Aktivitäten und Projekte nutzen wollen.

Das NIK-Haus bietet Raum:

  • für Maßnahmen der Begegnung außerhalb der Unterkünfte
  • für Deutschunterricht, Nachhilfe, Hausaufgabenhilfe
  • für ungestörtes Lernen
  • zum Spielen und Basteln mit Kindern
  • für gemeinsame Aktivitäten (Kochen, Ausflüge, Sport, etc.)
  • für ungestörte Beratungsgespräche
  • zum Musizieren
  • für Spielangebote für alle Generationen (übergreifende Angebote)

und vieles mehr.

Darüber hinaus bietet die Begegnungsstätte zu festen Bürozeiten Sprechstunden für Flüchtlinge und Ehrenamtliche an.


Orientierung

Aus der Erfahrung wissen wir, dass erfolgreiche Integrationspolitik eine klare Orientierung und ein klares Leitbild benötigt. Grundlegendes Ziel unserer Integrationsbemühungen/-arbeit muss ein friedliches Zusammenleben aller Menschen in einer offenen, freiheitlichen und demokratischen Gesellschaft sein. Erfolgreiche Integration bedarf einer gegenseitigen und verbindlichen Akzeptanz unserer Grundwerte, die sich aus den Menschen- und Bürgerrechten unseres deutschen Grundgesetzes ableiten: Wir leben in einer vielfältigen und pluralen Gesellschaft, die auf gemeinsamen Werten und Normen fußt.


Zusammenleben

Das friedliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlicher Religion ist von höchstem Wert für uns. Die Würde des Menschen, Respekt und Toleranz, Gleichstellung und Religionsfreiheit sowie Presse- und Meinungsfreiheit sind für uns nicht verhandelbar. Die Vermittlung dieser Werte und unserer Gesetze ist beim Thema Integration von besonderer Bedeutung. Wir schützen und bekräftigen unsere tolerante Gesellschaft.

Respekt und Toleranz gegenüber Anders- und Nichtgläubigen, Gleichstellung von Mann und Frau sowie die Akzeptanz von Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität gehören in unserem Rechtsstaat unverzichtbar dazu. Für Sexismus, Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus und menschenfeindliche Gewalt gibt es in unserer Mitte keinen Platz.


Integration

Integration ist ein Prozess, der auf Gegenseitigkeit beruht. Wir setzen nicht nur auf die Integrationsbereitschaft der Zugewanderten und ihren Willen, gemeinsam mit uns in einer Gesellschaft zu leben. Wir fordern diese Bereitschaft auch ein. Die Akzeptanz unserer Grundwerte durch alle ist die zwingende Voraussetzung für ein friedliches Zusammenleben in unserer Gesellschaft.

Wir setzen ebenso auf die Integrationsbereitschaft der hier schon lebenden Menschen. Emanzipation und nicht Assimilation in kultureller und religiöser Hinsicht ist unser Leitbild. Toleranz und Respekt müssen auf Gegenseitigkeit beruhen.